lille 2018

in diesem jahr durfte ich zum ersten mal zur LIBERtagung fahren, die heuer in lille stattfand.

hier ein paar notizen zur stadt und zur tagung; für mehr siehe die tweets vom 3. bis zum 8. juli.

wie für oslo gilt: die stadt lohnt auf jeden fall noch einen weiteren besuch. 🙂

stadt

hin und zurück

  • der erwerb der tickets über die deutsche bahn stellte sich als etwas schwierig heraus, wohl aufgrund des abschnitts brüssel-lille bzw. lille-brüssel: tickets in französischen zügen scheinen nicht immer online über die DB-seite buchbar zu sein. ich habe das ticket für das letzte fehlende teil-stück in einem reisebüro gekauft; bei einer nächsten fahrt nach frankreich mache ich das dann eventuell direkt für die gesamte strecke.

hotel

  • grand stade pierre mauroy lille. sehr gute lage da sehr nah am veranstaltungsort am uni-campus (und, wie der name sagt, in der nähe des fußball-stadions (daher eigentlich nicht lile, sondern villeneuf d’asq)); ansonsten kategorie „ganz okay“.

cafés und restaurants

  • elizabeth’s tea rooms lille: vielleicht etwas ketzerisch, sich in frankreich in ein englisches café zu setzen, aber der drang nach vernünftigem tee — und crumble — war stärker. 8)
  • soho urban food: direkt neben dem stadion, pizza zum selbbelegen, salatbar, nachtischbar und getränkebar zum all-you-can-eat-preis. nicht hochromantisch, aber man wird gut satt und das ambiente ist in ordnung
  • trattoria IT: frisch gemachte nudeln oder pizza in „stylischem“ ambiente; nett z.b. für ein schnelles abendessen
  • le square d’aramis: brasserie mit großer offener fensterfront, in der es sich gut sitzen, essen und leute-gucken lässt
  • la terrasse du héron: in diesem restaurant fand die mittagspause des kulturprogramms am tag nach der tagung statt; es liegt direkt neben dem LAM; schick und lecker
  • papà raffaele: beim stromern durch die altstadt gefunden, ein tisch draußen war zufällig grad frei; sehr lecker!

been there, seen that

und sonst

  • das métro-system ist mit zwei linien gut überschaubar. 🙂
  • ungewohnt für mich: die bahnen fahren automatisch — und ziemlich schnell!
  • als slogan für die fahrschein-entwertung gibt es ein sympathisches „je bipe, je passe„. 🙂

tagung

hier die notizen, die ich im internen ULB-blog gepostet habe, die aber vielleicht auch für kolleg:innen außerhalb der ULB und andere leut interessant sind.

Vom 4. bis zum 6. Juli fand in Lille die 2018er-Jahrestagung der Ligue des Bibliothèques Européennes de Recherche (LIBER) statt.

LILLIAD, lille

Die rund 440 Teilnehmer konnten aus zahlreichen Vorträgen wählen, zudem wurden 12 Poster gezeigt. Die Folien und die Poster werden in den nächsten Tagen auf Zenodo gesammelt. Einige Vorträge wurden gefilmt; die Aufnahmen werden zurzeit bearbeitet und dann beim „Uni-TV“ der Uni Lille veröffentlicht.
Das Konferenz-Team hat einige Highlights der Tagung zusammengestellt, und bei Flickr gibt es eine Fotosammlung.

Im Vergleich zur IATUL-Tagung wurde in Lille deutlich mehr getwittert.
Das Hashtag #LIBER2018 (in chronologischer Reihenfolge oder chronologisch rückwärts) gibt Einblicke in die Vorträgen und das Rahmenprogramm, die Liste LIBER2018 verzeichnet Kolleg:innen und weitere Beteiligte, die an der Tagung teilgenommen haben.
Ein Kollege aus Lancaster hat einen Blog-Post über die Tagung veröffentlicht.

Einige vermischte Notizen zum Programm und zum Drumherum.

  • Die Konferenz fand im LILLIAD statt, einer der vier großen Bibliotheken der Uni Lille. Wer sich für Hintergrundinfos interessiert: Dieser Artikel in der ABI Technik berichtet von der Geschichte und der Renovierung des Gebäudes und verrät, warum es LILLIAD heißt. 🙂 Einen Wikipedia-Artikel gibt es nur auf Französisch.
    Nach dem Zusammenschluss dreier Hochschulen zum 1.1.2018 ist die Uni Lille nun die größte Universität in Frankreich.
  • Im LILLIAD gibt es eine große treppenförmige Sitzgelegenheit. Damit man dort seinen Laptop nicht auf den Knien balancieren muss, gibt es diese interessanten „unter-die-Beine-klemm-Tischchen“:
  • Das Tagungs-Programm, das unter dem Motto „Research Libraries as an Open Science Hub: from Strategy to Action“ stand, begann mit viel Security: Frédérique Vidal, die Ministerin für Hochschulbildung, Forschung und Innovation – ein interessanter Ministeriums-Zuschnitt! – gab im Rahmen ihres Vortrags den offiziellen Startschuss zu einem „National Open Science Plan for France“. Die französische Fassung des Plans findet sich als PDF-Datei hier, eine englische Fassung (und die englische Übersetzung des Vortrags von Vidal) gibt es hier.
    Nett, dass sich die Ministerin eine Bibliothekstagung für die Verkündung ausgesucht hat! 🙂
  • Passend dazu hat LIBER im Rahmen ihrer Strategie 2018-2022 eine „Open Science Roadmap“ veröffentlicht.
  • Tom Willaert von der KU Leuven hat über die Einführung von Forschungsdatenmanagement-Services berichtet. Ein interessanter Vortrag, der übrigens auch einen der „LIBER Innovation Awards“ gewonnen hat.
  • Ebenfalls Award-Preisträger ist Osma Suominen von der finnischen Nationalbibliothek, der das Projekt „Annif“ zur automatischen Verschlagwortung vorgestellt hat. Das Ziel dahinter: Perspektivisch soll damit Bestand erschlossen werden, der sonst gar nicht erschlossen werden würde.
    Bibliotheksbestände eignen sich hervorragend als Trainingsgrundlage für Indexierungs-Algorithmen. Das von Suominen entwickelte Tool namens Annif arbeitet mit den Daten der finnischen Nationalbibliothek – Finna – und Wikipedia. Um den Lernfortschritt des Tools zu testen, gab es einen Wettbewerb der besonderen Art: 40 Bibliothekare sind gegen „Roboter“ angetreten, um sozusagen zu einem Verschlagwortungsrennen anzutreten.
    Mehr Infos zum Projekt und zur App gibt es auch unter http://annif.org.
    Und so sieht einer der Roboter aus, die für Annif arbeiten. 🙂
  • Um die Verarbeitung von Texten ging es auch im Vortrag von Alan Akbik von Zalando Research. [Ja, das Zalando! Die haben eine Forschungsabteilung! :)]
    Wie kann das Unternehmen mit Hilfe von text and data mining Texte rund um seine Angebot (z.B. aus Produktrezensionen, Kundenbewertungen, Fashion-Blogs usw.) analysieren und damit z.B. Abläufe verbessern?
  • Eine weitere für einen Bibliothekskongress eher ungewöhnliche „affiliation“ hat Johannes Vogel: Er ist der Direktor des Museums für Naturkunde und Professor für Biodiversität und Public Science in Berlin. Sein Vortrag „Innovation with Participation – why we need Open Science“ war zwar nicht „spezifisch bibliothekarisch“, aber dennoch interessant. > Aufzeichnung
  • Herauszufinden, wieviel die Angehörigen einer Hochschule publizieren und was davon Open Access ist, ist überall ein Problem, und viele Bibliotheken basteln an Methoden, um brauchbare Zahlen herauszubekommen. Hier ein Beispiel katalanischer Kolleg:innen.
  • Und auch die Frage, wie man das Konzept „Open Access“ an Studierende vermitteln kann, stellt sich allüberall. Ein interessantes Projekt dazu ist die gemeinsame Aktion mehrerer spanischer Hochschulen, die einen „Micro-MOOC“ auf der Basis von Twitter entwickelt haben: Im Oktober 2017 gab es eine Woche lang jeweils mittags um 12 Uhr einen „Crashkurs“ in Form von 15 Tweets in 15 Minuten. 2018 wird es ein Nachfolge-Projekt geben.
  • Mit Blick auf Wissenschaftler:innen, die mal mehr oder mal weniger „offen“ sind, was ihre Veröffentlichungen angeht, hat Maurits van der Graaf für einen Kurzvortrag „The journey towards Gold OA by authors: three types of attitudes and other obstacles“ ein schönes Bild gefunden: Die Segeltour der Autor:innen wird von Wind – „driving factors“ – unterstützt, aber gleichzeitig von einem Anker – „inhibiting factors“ – gebremst, während ihnen im Wasser Klippen und Haie die Fahrt zu erschweren versuchen.
  • Im Bereich Closed-Access-Literatur hat Louis Houle aus Canada die Frage gestellt: „Is Evidence-Based Acquisition (EBA) as a user centered service better than Big Deal?“. Im Vortrag lief ihm leider die Zeit davon, sodass für die „key take-aways“ keine Zeit mehr war; ich hoffe daher, dass seine Folien auch noch veröffentlicht werden, damit man nachlesen kann, ob die Analysen der McGill University vielleicht für unser derzeit laufendes EBA-Projekt interessant sind.
  • Eins der Poster war nicht auf Papier, sondern auf Stoff gedruckt. Eine interessante Idee: hält länger und ist um einiges einfacher zu transportieren als ein Papier-Poster!
  • Und in Sachen Historische Bestände: Die Bibliothèque universitaire sciences humaines et sociales der Uni Lille verfügt über eine eigene historische Sammlung, aus der im Rahmen einer Führung einige schöne Bände gezeigt wurden.
  • Die Digitalisate historischer Bestände mehrere nordfranzösischer Bibliotheken, darunter auch die der Uni Lille, werden im Portal „NordNum“ präsentiert.

Ich habe in Lille den gleichen Vortag gehalten wie auf der IATUL-Tagung in Oslo. #zweiFliegeneineKlappe 8)

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.