„die katze humpelt mit einer vorderpfote; guck Dir das mal an und geh bitte ggf. mir ihr zum tierarzt“, meldete mein papa, bevor er in den urlaub fuhr. und damit nahm das elend und der stadt-zuhause-tierarzt-pendelverkehr seinen lauf …
mittwoch nachmittag:
katze nicht zu hause.
donnerstag mittag:
katze zu hause, hoppelt auf drei pfoten durch die gegend. die linke vorderpfote sieht irgendwie übel aus, eine kralle hängt daneben. katze ist trotzdem nicht von der idee angetan, sich ihn ihren (vom system her aber auch völlig veralteten) transportkorb zu begeben. ich rufe bei der tierärztin an, ob sie zeit für sie hätte; nicht, daß wir vergeblich um den transportkorb ringen. „nein, die sprechstunde ist schon vorbei, erst heute nachmittag wieder“. da kann ich nicht. „dann morgen früh, viertel vor 10.“ in ordnung. um 11 will eine neue kundin kommen, die ich vorwarne, daß es evtl. später wird.
donnerstag nachmittag:
viola kauft erstmal eine vernünftige transportbox.
freitag frühmorgen:
oha, gestern die kellertür nicht zugemacht. ob die katze gleich auch zu hause ist?
freitag morgen:
sie ist es. so schwer kann die verletzung nicht sein, so wie sie sich auch gegen die neue box wehrt. wobei man ihr zugute halten muß, daß sie eine sehr ruhige und sanfte katze ist: sie kratzt nicht oder faucht wild um sich, sie windet sich nur hin und her und maunzt beleidigt.
irgendwann – leicht verzögert durch violas blödheit, den box-deckel auch richtig rum draufzusetzen – ist die katze in der box und die box zu.
gut, daß die tierärztin nur drei ecken weiter ihre praxis hat; autofahren scheint nicht zu den lieblingsbeschäftigungen unserer katze zu gehören.
für etwas irritation sorgt, daß ich gar nicht sagen kann, wie die katze heißt. ille sagt glaubich immer „miù“ zu ihr, aber wir sagen seit jahren zu unseren katzen meist „katze“ oder „kätzchen“ (je nach ihrer und unserer tagesform). hören tun sie ja meistens eh nicht auf ihren namen. höchstens auf den tonfall oder das geräusch vom kühlschrank bzw. der futterdose.
„ohje, was sie da denn gemacht“, fragt sich die ärztin. ich mich auch, und kann mir das elend gar nicht angucken. es blutet zwar nichts, aber schon der anblick der pfote tut mir weh.
da sie morgens ein paar überredungsversuch-leckerli bekommen hat, bleibt katze da, um noch etwas auszunüchtern und nachmittags unter narkose untersucht zu werden. „holen Sie sie gegen 17.15 uhr wieder ab.“
freitag nachmittag:
viola läuft rum wie falschgeld und kriegt nur die hälfte gebacken von dem, was alles so geplant war. bringt einen doch ganz schön von anderen gedanken ab, so eine kranke katze.
17.15 wieder in der praxis: „tja, wir konnten die wunde jetzt erstmal nur reinigen. die entzündung muß abklingen, bevor wir weitermachen können.“ einen der „finger“-knochen, da wo eine kralle dransitzt, hats wohl ziemlich erwischt: die kralle ist ab, und der knochen ist auch angegriffen. von diesem knochen muß dann noch ein stück abgenommen werden, damit man das ganze hinterher wieder richtig zusammennähen kann. *schüttel* „kommen Sie montag zur kontrolle, und dann gucken wir, daß wir sie mitte nächster woche nochmal operieren.“ – „und wenn sie den verband vorher abknibbelt?“ (man kennt ja seine pappenheimer.) – „dann melden Sie sich morgen früh nochmal.“
zwischendurch hatte mich die ärztin (eine andere als vormittags; sie scheinen in der praxis zu zweit zu arbeiten) noch gefragt: „Sie waren schon öfter mit der katze hier, oder?“ – „äh, nein, ich bin heute das erste mal in meinem leben in dieser praxis gewesen.“ – „aber wir kennen uns irgendwo her?“ – „öh, nicht daß ich wüßte.“ – „was arbeiten Sie denn?“ – „ich bin an der uni.“ – „hm, nee, dann kann’s daher nicht sein. komisch, mir ist, als hätten wir uns schonmal gesehen.“ mir auch, aber nur, weil sie einer musikkollegin ähnlich sieht. die aber keine schwester in münster hat. komisch.
freitag abend:
katze kommt überhaupt nicht klar mit der transparenten halskrausentrichtermanschette (oder wie dieser dinger heißen) und nimmt jede ecke mit, gegen die sie damit laufen kann. trauriges schauspiel. der verband scheint sie auch ziemlich zu nerven.
essen soll sie erst samstag morgen wieder was. daher kann ich sie damit auch nicht ablenken.
also lasse ich sie einfach durch die gegend tapern und mache mir das fernsehen an. (habe natürlich vergessen, mir was zum arbeiten mitzunehmen, um die zeit irgendwie sinnvoll zu nutzen.)
nach ein paar minuten: wo ist sie? man hört gar nicht mehr das geräusch von plastik auf tapete oder stuhlbein. wohnzimmer: nix. küche, flur, lesezimmer: nichts. hm. bad, schlafzimmer: nix. nochmal von vorne. nix. hmmmm. katze? katzeeeee? weiter fernsehen. 10 minuten später: nochmal alles nachgucken. aha: unter der tagesdecke unterm bett im schlafzimmer. in der hinterletzten ecke. scheint ihr aber doch noch nicht schlafenszeit zu sein. es dauert etwas, bis katze mit halskrause unterm bett wieder raus ist. dann dauert es noch ein paar minuten – und der verband ist ab. war klar. ich krieg ne krise. wenn ich irgendwas nicht haben kann, wenn ich eh schon übermüdet und durchnwind bin, sind das solche komplikationen. nun denn, so muß die katze halt ohne verband schlafen. und ich plane für nächsten morgen halb 10 ein, um bei der tierärztin anzurufen, wann wir in der 10-12-sprechstunde vorbeikommen können.
freitag spätabend:
viola ist völlig fertig mit den nerven. was katzen einen doch aus der fassung bringen können. philip ruft auf die heulendes-elend-sms hin sogar direkt aus england vom abendessentisch aus besorgt an. danach gehts schon wieder etwas besser.
samstag morgen:
gottseidank halten solche formtiefs bei mir meist nur bis zum insbettgehen. wenn ich wieder halbwegs aufgeschlafen bin, ist die welt meist wieder in ordnung.
und heute scheint sogar die sonne.
also zum smartcenter, kostenvoranschlag für den letzten zerkratzen kotflügel abholen, und dann nach hause. katze lebt, mag ihre halskrause immer noch nicht, pfote sieht halbwegs harmlos aus für den laien (nicht blutverschmiert oder tierisch verkrustet oder so, sondern recht sauber.) also flugs die tierärztin angerufen: „dann kommen Sie um 12.15 vorbei.“
gut. was machen wir jetzt mit den zweieinhalb stunden? nach katzebürsten bleiben noch zwei. (frühstück gibts noch nicht: „lassen Sie sie sicherheitshalber nüchtern, falls wir sie zum verbinden nochmal etwas beruhigen müssen.“ naja, ist sie ja quasi selber schuld. *gemein off*)
also nutzen wir die zwei stunden für diverse andere erledigungen. nochmal eine andere transport-box besorgen (das letzte modell war schon besser, aber etwas zu klein für unser fellknäul, zumal jetzt mit der halskrause; außerdem gibt es auch welche mit einem klappdeckel, was das „verladen“ noch einfacher machen würde, hatte mir die ärztin freitag morgen erklärt), beim postfach und der firma vorbei, einkaufen, handyvertrag verlängern.
samstag mittag:
katze in die ganz neue box packen – ist jetzt tatsächlich ein kinderspiel. faszinierend. – und zum verbandswechs-, äh, nein, verbandwiederanlegen. obwohl sie eine sehr ruhige katze ist, kann sie ihre pfoten erstaunlich schnell schütteln. das macht das verbinden nicht einfacher, zumal sie auch die ablenkungs-leckerlecker-paste verschmäht. irgendwann ist aber die pfote wieder gut eingepackt. mal sehen, wie lange es diesmal hält. schließlich hat die ärztin auch extra eine perfekt zum fell passende anthrazitfarbene binde verwendet, und keine hellblaue oder rote oder so. das weiß die katze aber nicht zu würdigen, wie’s scheint.
wenigstens bekommt sie zu hause endlich was zu futtern.
samstag abend:
katze hatte sich die tür zum schlafzimmerflur wieder aufgedrückt und sich wieder in ihre ecke verzogen. verband ist aber noch dran. noch ein bisschen was futtern, ne runde bürsten, und ich düse wieder ab.
sonntag morgen:
hey, der verband ist ja immer noch dran! brave katze.
frühstück. sie isst geschickt um die halbe antibiotikum-tablette drumrum und will sie auch mit überredung und austricksen nicht schlucken. tja. wir verstecken sie wieder im restlichen futter, spülen schälchen, wechseln wasser, gucken nach der katze – und siehe da, die linke pfote liegt wieder frei und der verband im flur. *aaaahrg*
naja, immerhin hat er jetzt rund 20 stunden gehalten. wenn wir das jetzt noch drei wochen üben, schaffen wir vielleicht 2 tage am stück …
dranrumlecken kann sie wegend der halskrause nicht, aber sie kann sich natürlich auch nicht putzen. daher wird ausführlich gebürstet und geknuddelt.
jetzt ist es sonntag spätnachmittag, und ich fahr gleich auf dem weg nach albachten nochmal rüber.
morgen früh vorm dienst seh ich dann nochmal nach, bevor es nachmittags wieder zur praxis geht. und dann gucken wir, wie die woche weitergeht.
gut, daß nächstes wochenende herrchen und frauchen wieder da sind – sonst verbindet die katze mit mir irgendwann nur noch „box“ und „halskrause“ und „tierarzt“. 🙂
bleibt noch das rätsel um das „kennen wir uns?“ aufzulösen:
als ich samstag mittag grad an der rezeption zum bezahlen stehe, kommt die ärztin nochmal rüber. „achso, frau voß: sagt Ihnen ‚philip‘ was?“ – „äh, ja, klar, wieso?“ – „dann weiß ich auch, woher wir uns kennen. ich hab gestern den ganzen abend gegrübelt, bis es mir einfiel: görresstraße!“ – ja klar! nachbarn von philips alter wohnung! *vordiestirnschlag*
so klein ist die welt. man kann nichtmal mehr mit seiner katze noch irgendwo hingehen. 🙂
uff 🙂 na hoffentlich verheilt alles gut. weiß man, wo sie sich die verletzung geholt hat?
nope. sie bringt sowas immer von ihren streifzügen mit … 🙂