hier also meine eindrücke der tagung „current trends in cognitive linguistics“ in hamburg.
das uni-gebäude, in dem die veranstaltung stattfand, liegt nur eine straßenbahnstation vom bahnhof entfernt und ist sehr schön: neu, hell, gut ausgestattet – *neid* 🙂
und mein hotel lag direkt daneben. sehr praktisch.
erschreckend fand ich die z.t. sehr schlechte „performance“ der leute beim vortrag:
– keiner stellte sich mal eben mit anderthalb sätzen vor („ich bin, ich komme aus, ich arbeite zur zeit an“), und die handouts waren da meistens auch nicht informativer
– v.a. bei den älteren gruselige englische aussprache
– ins rednerpult genuschelt, oft zu schnell, meist zu leise
– es gibt sogar leute, die beim ablesen eines ausformulierten textes ähms und ehs einstreuen können
– handouts z.t. schlecht formatiert: was ist z.b. ein hängender einzug?? (abgesehen davon, daß times12punkt auch international (usa, spanien, japan) der einheitsbrei, äh, der standard zu sein scheint)
– auch oft inhaltliche mängel bei den handouts: keine gliederung, kein literaturverzeichnis u.v.a.m.
– der klassiker: spezialst-themen werden als allgemein bekannt vorausgesetzt
– in einem fall 12 seiten handout für einen 20minütigen vortrag …
– „ich freue mich, hier sprechen zu dürfen“ – manchmal bekommt man den leisen verdacht, daß der redner das an seiner uni nicht mehr darf.
– es ist offensichtlich kaum bekannt, daß man usb-sticks nicht einfach so von einem computer abziehen sollte. der immer wieder erscheinende warn-hinweis wurde aber immer stoisch weggeklickt.
aber die zuhörer waren z.t. auch nicht besser: sobald ein redner den fehler machte, darauf hinzuweisen, daß es nun zu seinem letzten punkt kommt, fings an unruhig zu werden, und die lautstärke der zuspät-kommenden war teilweise schon unverschämt. wurden fragen aus dem plenum von personen gestellt, die im vorderen bereich der bestuhlung saßen, waren die meist so leise, daß man als dahinter-sitzender kaum eine chance hatte, irgendetwas zu verstehen.
daher hab ich vieles nicht verstanden, entweder akustisch oder sprachlich oder inhaltlich. letzteres meistens wg. ersterem, oder weils um CL-themen ging, mit denen ich (noch) nichts anfangen kann.
etwas beruhigend zu sehen war, wie aufgeregt manch gestandener wissenschaftler vor seinem 20minütigen vortrag war. und fast schon niedlich war der japaner, der englisch sprach und lispelte. 🙂
eine gute idee fand ich den „papp-zeigefinger“, den ein referent dabei hatte, um ihn auf seine overhead-folien zu legen, um wichtige stellen zu kennzeichnen, ohne dabei neben dem gerät festgeklebt und einen stift haltend stehen zu müssen.
studis sagt man, sie sollen sich ihr referat mit einem cassetti und einer uhr selber halten, damit sie ihre sprache und die länge der vortragszeit einschätzen können – warum machen profs sowas nicht auch mal, anstatt sich was zusammenzunuscheln und im galopp durch die zweite hälfte ihres themas zu hetzen, weil sie nur noch 5 minuten haben? 20 minuten sind wirklich nicht viel zeit, aber grad sowas muß dann doch gut geplant werden.
naja, manches hat mich vermutlich nur deshalb verwundert, weil ich ja sozusagen „tagungs-ersti“ war, aber wenn ich mal groß bin und vielleicht sogar mal auf einer ähnlichen veranstaltung was vortrage, werde ich hoffentlich ein paar punkte besser machen … 🙂
gibt es hier an der uni eigentlich kurse zum thema „präsentieren und vortragen auf englisch“? das wär sicherlich noch ein nützliches angebot, v.a. für postgrads, die sowas ja mal machen müssen.
Deine Enttäuschung oder Ernüchterung kann ich verstehen. So kam ich mir nach der ALT conference auch vor: Link
> in einem fall 12 seiten handout für einen 20minütigen vortrag ?
Tja, wer sich nicht kurz fassen kann…
>"ich freue mich, hier sprechen zu dürfen" ?
Das heißt: "Ich freue mich, dass ich auf Kosten meiner Uni verreisen darf, nur weil ich hier 20 Minuten lang Senf rede…"
> etwas beruhigend zu sehen war, wie aufgeregt manch gestandener wissenschaftler vor seinem 20minütigen vortrag war.
🙂 Sind halt auch nur Menschen. Auch wenn sie’s nicht immer wahrhaben wollen.
> und fast schon niedlich war der japaner, der englisch sprach und lispelte.
Hihi. Ganz schlimm sind die mit Ghostwriter, die nicht mal selbst semantisch druchdringen, was sie da erzählen. Bei der ersten inhaltlichen Rückfrage gehen die gnadenlos unter.
> 20 minuten sind wirklich nicht viel zeit, aber grad sowas muß dann doch gut geplant werden.
Nein. Als "gestandener Professor" darf man das. Das ist wie mit Gottschalk. Als Star kann man Zeitpläne anullieren.
Hatten wir heute im Institutsseminar auch. 5 Abteilungsdirektoren, jeder soll 15 MInuten was zum homo floresiensis sagen. Der erste war nach 40 Minuten fertig. Und nur Comrie und Tomasello haben es in unter 15 geschafft.
> gibt es hier an der uni eigentlich kurse zum thema "präsentieren und vortragen auf englisch"?
ich meine, so etwas hätte es mal gegeben. Ansonsten schlag es der ZSB und dem CareerCenter vor. 😉
> Das heißt: "Ich freue mich, dass ich auf Kosten meiner Uni verreisen darf, nur weil ich hier 20 Minuten lang Senf rede…"
🙂 vermutlich.
> nur Comrie und Tomasello haben es in unter 15 geschafft.
das kann ich mir vorstellen. wie schon gesmst hat herr tomasello ja auch mit zu den souveränen gehört.
aber der rest … 🙂
nun denn.
> – es ist offensichtlich kaum bekannt, daß man usb-sticks nicht einfach so von
> einem computer abziehen sollte. der immer wieder erscheinende warn-hinweis
> wurde aber immer stoisch weggeklickt.
grmmmpf. Genau den Tipp hat mir unser Scanman heute in der Redaktion auch gegeben, als ich nicht wusste, wie ich in Windows nen USB-Anschluss (Digikam) sauber auswerfe. Kann ich auch nicht mehr wissen. Als ich zu Linux und OS X wechselte, war USB noch nicht so verbreitet… :blush: