Im Newsletter 2/2017 des Deutschen Germanistenverbands gab es Ende 2017 einen Diskussionsaufruf zum Thema Bibliotheken, angestoßen von Nine Miedema, der Vorsitzenden der Gesellschaft für Hochschulgermanistik im Deutschen Germanistenverband:
Aufruf zur Mitarbeit: Was bedeuten Ihnen Bibliotheken?
Mit der Digitalisierung zentraler Medienbestände geht eine rasante Veränderung der Bibliothekslandschaft einher – vielerorts haben kleinere öffentliche Bibliotheken es schwer, ihre Existenzberechtigung zu verteidigen, und immer öfter wird die Meinung geäußert, dass die klassischen, mit Büchern, Computerarbeitsplätzen und Auskunftspersonal bestückten Stadt-, Instituts- und Universitätsbibliotheken bereits in wenigen Jahrzehnten nicht mehr gebraucht würden.
[…]
Schreiben Sie uns: Was bedeuten Ihnen Bibliotheken? Wie nutzen und erleben Sie Bibliotheken? Gehören Sie zu den Bücherwürmern oder zu den E-Reader-Fans? Wie stellen Sie sich die ideale Bibliothek der Zukunft vor? Welche guten oder schlechten Erinnerungen haben Sie an Bibliotheksbesuche?
Ich habe die Gelegenheit genutzt und drei Wünsche eingereicht, die im Newsletter 2/2018 veröffentlicht wurden.
Es gab keinerlei Rückmeldung dazu, und in der folgenden Newsletter-Ausgabe gab es keinen weiteren Beitrag zum Thema.
Daher poste ich meine Wünsche auch mal hier. Vielleicht ergibt sich ja doch noch eine kleine Diskussion – ich würde mich freuen!
Als Sprachwissenschaftlerin und wissenschaftliche Bibliothekarin sehe ich Bibliotheken, wie meine Kollegin Rebecca Anna im letzten Newsletter [= DGV-Newsletter 1/2018, V.V.], aus zwei Perspektiven.
An der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster bin ich verantwortlich für die Bibliotheken der philologischen Institute – unter anderem für die von Nine Miedema im Newsletter 2/2017 genannte Institutsbibliothek der Münsteraner Germanistik 🙂 – sowie für die entsprechenden Fachreferate der Universitäts- und Landesbibliothek.
Dem Aufruf von Rebecca Anna zur gemeinsamen Weiterentwicklung unserer Bibliotheken kann ich mich ‚vollumfänglich anschließen‘, wie man so schön sagt.
Ich möchte drei Wünsche ergänzen. Sie sind durch meine Sicht aus einem zweischichtigen Bibliothekssystem geprägt, aber in ihren Grundzügen auf alle Bibliothekstypen anwendbar.1. Machen Sie sich gemeinsam Gedanken über den Bestand Ihrer Bibliothek.
In vielen Instituten sind die Erwerbungsetats auf die Lehrstühle aufgeteilt, und natürlich konzentriert sich ein Lehrstuhl auf die für die spezifische Lehre und Forschung relevante Literatur.
Das Fach ist aber mehr als die Summe aller Lehrstühle, und so kann es passieren, dass themenübergreifende Neuerscheinungen oder Grundlagenwerke durchs Raster fallen.
Sich darüber Gedanken zu machen, kostet nicht nur Geld für weitere Erwerbungen, sondern vor allem Zeit, die kaum ein(e) WissenschaftlerIn hat. Dennoch lohnt es sich, diese Zeit zu investieren: für einen gut sortierten Bestand, der die aktuellen Bedarfe aller NutzerInnen abdeckt, aber auch jenseits von Lektürelisten und Standardwerken zum Entdecken einlädt.2. Trauen Sie sich, loszulassen.
Bestandspflege – oder neudeutsch: ‚Bestandsmanagement‘ – bedeutet nicht nur ‚neue Bücher kaufen‘.
Jede Bibliothek verfügt nur über beschränkten physischen Platz. Der sollte für einen möglichst gut zu den Anforderungen der jeweiligen Einrichtung passenden Bestand – siehe 1. – genutzt werden. Das bedeutet zum Beispiel: Nicht alles, was einmal in den Bestand aufgenommen wurde, muss auf ewig dort bleiben. Oder: Nicht alles, was in anderen Bibliotheken in der Nähe steht, muss auch noch einmal in der eigenen Bibliothek stehen.
An vielen Unis gibt es nicht nur eine zentrale, sondern viele große und kleine Bibliotheken, die als Netzwerk gedacht werden sollten. Vielleicht könnte man den wertvollen Platz in der eigenen Bibliothek besser für Bücher nutzen, die es in diesem Netzwerk noch gar nicht gibt, anstatt ihn mit Bücher zu belegen, die es schon in fünf anderen Bibliotheken im Umkreis von wenigen hundert Metern gibt?3. Fragen Sie uns.
Wir können nicht nur Bücher ins Regal stellen, wir können Sie mit vielen Informationen versorgen, die Sie für Studium, Lehre und Forschung benötigen. Das sind neben nach wie vor gedruckten und immer mehr elektronischen Büchern und Zeitschriften sowie Datenbanken auch Tipps und Tricks zu Forschungsdaten, Digitalisierung oder Open Access, zu Netzwerken, Software und vielem anderem mehr.
Falls Sie Ihre(n) Fachreferent:in Ihrer Uni-Bibliothek noch nicht kennen – nehmen Sie doch einfach mal Kontakt auf!