[…] die gegenheiten der wirklichkeit ? und natürlich auch die auf sie bezüglichen vorstellungen ? sind zu komplex und vielseitig, als daß die sprache sie unmittelbar (und damit auch ganzheitlich) erfassen könnte; daher wird ein subjektiv dominierendes merkmal herausgehoben und zum symbol eines ganzen erhoben. […]
mehr noch als zeitlich getrennte oder gleichzeitige einzelhandlungen […] werden zustände, eigenschaften oder tätigkeiten mit den zugehörigen örtlichkeiten oder ursachen (urheber, instrument, organ) als eine einheit empfunden und sprachlich demgemäß behandelt; auch hier kann ein wichtiges element zum sprachlichen symbol des ganzen oder eines anderen teies werden. […]
da sind zunächst die sog. ausdrucksbewegungen zu nennen, worunter man die körperlichen begleiterscheinungen psychischer vorgänge, besonders gesteigerte gefühle (affekte) versteht, u.u. aber auch äußere merkmale von krankhaften zuständen körperlicher und geistiger art. d.h. zittern, erbleichen, erröten, fieberhitze usw. […]
weitgehend und instruktiv ist auch hier die übereinstimmung mit der kindersprache. von kinderpsychologen werden beobachtungen berichtet wie etwa diese: beim betrachten einer abgebildeten kuh mit übergroßen augen sagt ein kind: „die kuh denkt etwas.“ […] tatsächlich starrt man ja beim nachdenken mitunter mit weit geöffneten augen auf einen punkt; dies kommt in der sprache des kindes ebenso zum ausdruck wie etwa bei den sumerern, in deren sprache igi-gal „weise“ bedeutet, eigentlich „großes auge“ (= einer, der oft nachdenkt). […]
wirft gleich einen ganz anderen blick auf kühe. 🙂
aus: kronasser, heinz [1952]: handbuch der semasiologie. kurze einführung in die geschichte, problematik und terminologie der bedeutungslehre. 2., unveränd. aufl. heidelberg: winter 1968. s. 95f. hervorhebung in fett von mir.